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Fridge

© Foto: Courtesy (c)Andreas Sahl Andersen

Solutions & Strategies ist eine Kooperationsreihe mit der Universität für angewandte Kunst und der Akademie der bildenden Künste. Die Projekte begannen zum Teil bereits im Wintersemester 2023 und werden während des Biennale Zeitraums umgesetzt. Studierende, Professor*innen und Alumnis der teilnehmenden Klassen haben in dieser Zeit die Möglichkeit, eigene Projekte zu realisieren.

Zwischenwurzeln

Akademie der bildenden Künste Wien, Fachbereich Kunst und Intervention

Projektleitung: Judith Huemer, Tobias Pilz

Die Studierenden des Fachbereichs Art and Intervention/Environment an der Akademie der bildenden Künste Wien drangen 2023 tief ins Gesäuse/Steiermark vor. Eine intensive und monatelange Auseinandersetzung mit der Region an sich, mit Ökologie, Klimawandel, Monokulturen, nachhaltigen und zukunftsweisenden Alternativen und Entwicklungen folgten, sichtbar gemacht in einer Ausstellung im Forstmuseum Silvanum. Im Rahmen der Klima Biennale Wien verschiebt sich der Fokus für die Studierenden nun vom Gebirgstal in das städtische Brachland des Nordwestbahnhofs. Ihre künstlerische Arbeit bekommt damit einen neuen Kontext in Hinblick auf Architektur und Öffentlichkeit sowie in Bezug auf die Spezifika des Klimawandels im urbanen Raum.

Big Sculpture

Raumfüller (c) Helene Payrhuber and Albert Frühstück

Helene Payrhuber, Albert Frühstück

Titel: Raumfüller

Raumfüller ist eine Kreatur/ein Organismus aus Plastikmüll, die/der regelmäßig und unangekündigt auf dem Gelände der Klima Biennale erscheint. Die Besucher treffen unerwartet auf die Kreatur und
können beobachten, wie sie den Raum erkundet und versucht, einen Lebensraum zu finden. Dieses bewegliche Wesen könnte als Maskottchen der Veranstaltung betrachtet werden, allerdings
entspricht sein Verhalten nicht ausschließlich dem eines Maskottchens. Das Werk hat neben seinem
kritischen Fokus auch eine humorvolle und spielerische Ebene, da dies etwas ist, das im allgemeinen
Diskurs über den Klimawandel fehlt.

Fridge

Fridge#III (c) Andreas Sahl Andersen

Andreas Sahl Andersen

Titel: Fridge#III

Installation mit Kühlschrank, Fichtensetzling und anderen Pflanzen, Wachstumslampe, Zeichnung eines Fichtenbaums, Thermometer und Gießkanne. Auf einem kleinen Stück Waldboden wächst ein Fichtensetzling zwischen Moosen und anderen kleinen Pflanzen. Der Wald wird von Borkenkäfern befallen, die die weiche Rinde der gewachsenen Fichtenbäume fressen, sodass Harz aus den offenen Wunden an ihren Stämmen blutet. Die Käfer waren schon immer da, aber die Monokultur der Produktionswälder in Kombination mit dem
Klimawandel hat sie gedeihen und sich schnell ausbreiten lassen. Die Fichte wird aus ihrem eigentlichen Lebensraum herausgeholt und in einen Kühlschrank gepflanzt. Hier ist das Klima kühl und stabil, und das Vollspektrumlicht nährt die jungen Nadeln. Aus einem absurd futuristischen Blickwinkel greift dieses Kunstwerk Themen wie
Monokulturproduktion, Naturschutz, Erhaltung von Kunst, Klimawandel, Biodiversitätskrise etc. auf.

Artist with sculpture

trans-concreto/sub-concreto (c) Jakob Bartmann

Jacob Bartmann

Jacob BartmannTitel: trans-concreto/sub-concreto

Wiener Ton von einer Baustelle

Ein Beton-misch-Lkw übersetzt in lokalen Ton von einer Baustelle am Elterleinplatz in Wien.Die aus ungebranntem Ton gebaute Skulptur wird sich durch Witterungseinflüsse, im Besonderen durch Regen, im Laufe der Ausstellung selbstständig recyceln.

Quadrate am Boden

seal the deal (c) Theo Bartenberger

Theo Bartenberger

Titel: Seal the deal

Österreich, einer der waldreichsten Staaten Europas, ist gleichzeitig Europameister im Versiegeln von Natur. Täglich wird tonnenweise Beton verschüttet, welcher den natürlichen Boden zerstört. Die Landschaft, wie wir sie kennen, verschwindet, der Boden wird verschlossen und kann sich über Jahrhunderte nicht mehr erholen.
Betonabgüsse im Format klassischer Waschbetonplatten halten Ausschnitte der schwindenden Natur fest. Im Quadrat arrangiert, erweitert eine zehnte Platte die geschlossene Form, welche auf das fortlaufende Probleme der Bodenversiegelung verweist.

So Young Park, Sunggu Hong, Lily Kim, June Hwajung

Titel: Between a tree

Würden wir es nur als Zufall bezeichnen, dass es so viele Kreise gibt, die wir in unserem täglichen Leben, unserer Umgebung, der Natur und dem Universum beobachten können? Unterschiedliche Formen und unterschiedliche Größen von Kreisen mit ganz unterschiedlichen Geschichten. Möglicherweise stehen einige von ihnen miteinander in Beziehung. Wir stehen auf den Jahresringen eines gefällten Baumes und denken über andere Kreise nach, die wir noch nicht gefunden haben. Zwischen ihnen könnte es noch mehr Verbindungen geben, die auch mit‚uns‘ und Geschichten, die wir erlebt haben und über die wir sprechen müssen, in Beziehung stehen.

Wood on floor

chumbaba (c) Luis Penn

Luis Penn

Titel: Chumbaba

Chumbaba ist eine Audio-Installation, die in drei verschiedene Geräuschkulissen unterteilt ist. Mit einem dokumentarischen Ansatz erzählt sie von verschiedenen Klangkörpern eines Waldes. Der gewohnten Akustik steht die der Rodung des Waldes gegenüber. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass sich die Geräuschkulisse eines Waldes nach der Abholzung verändert, insbesondere der große Anteil der Vogelstimmen, deren natürlicher Lebensraum verschwindet.

Kunstwerk an einer Wand

Hanne Jannasch mit Regina Menke

Titel: o. T. [Schonhaltungen …]

Das Format des Plakats, das sich für gewöhnlich mit klaren Botschaften an eine Außenwelt richtet, wird hier mit einem zunächst mit Häuslichkeit assoziierten Motiv versehen. Die Zierblume deutet auf ein spezifisches kulturelles Verhältnis von Mensch und Pflanze hin, in das einerseits Fürsorge, andererseits Domestizierung und Aneignung eingeschrieben ist. Die Digitalisierung des Motivs verweist auf eine fortschreitende Zerrüttung etablierter Praktiken (wie z. B. des Blumengießens).

Gwiyeon Han

Titel: Eternal dandelion (ewiger Löwenzahn)

Es macht mir Freude zu sehen, wie Löwenzahnsamen auftauchen und schnell wieder verschwinden.
Löwenzahn ist eine ruderale Art.
Er ist eines der ersten Unkräuter, die sich auf gestörtem Boden ansiedeln.
Löwenzahn gilt als schwach, aber in Wahrheit wird er wohl nie ausgerottet werden.
Es handelt sich um erneuerbare Pflanzen, die sich natürlich vermehren und wachsen. Das bedeutet, dass der Löwenzahn die Umwelt auf eine umweltfreundliche Weise nutzt.
Ich war fasziniert von diesen zerbrechlichen, aber starken Wesen.
Am Anfang dieser Arbeit stand die Frage, wie man Löwenzahnsamen einfangen kann. Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit meine Freude mit den Menschen teilen kann, damit sie diese kleinen, großen Herrscher der Natur entdecken können.


T.A.R. – Temporary Autonomous Region

Akademie der bildenden Künste Wien in Kooperation mit dem FUTURAMA LAB

Projektleitung: Rainer Prohaska

T.A.R. ist eine Intervention, die am Gelände des Nordwestbahnhofs auf der begrünten Insel im Rahmen der KLIMA BIENNALE WIEN stattfindet. Eine ökologische Transformation erfordert die kunstvolle Schaffung alternativer Welten als Fluchtzonen aus der herrschenden, ökologisch katastrophalen Ordnung. Das FUTURAMA LAB baut einen experimentellen autonomen Lebensraum, der nicht nur den menschlichen Besucher*innen, sondern auch andere diversen Stadt-Bewohner*innen gewidmet ist. Ein Ort, in dem sich neue Werte, Rechte und Prioritäten entfalten können, aber auch ein Ruheraum für Festivalbesucher*innen, was für die Rolle einer "T.A.R." essentiell ist.

Begleitet wird diese reale Intervention von einem Diskursprogramm, bei dem die praktisch vorgelebten Konzepte theoretisch reflektiert und weitergedacht werden.

Skizze

TAR In The Woods (c) Rainer Prohaska

Compost Group: Compost Care 

Universität für angewandte Kunst Wien, Klasse für Alle 

Projektleitung: Andrea Lumplecker

Compost Group: Vik Bayer, Camille Belmin, Yeonwoo Chang, Paul Ebhart, Kristina Feldhammer, Victoria Ferreri, Joanna Gruntkowska, Michael Haag, Pauline Hosse-Hartmann, Ivie Isibor, Karin Lang, Aki Lee, Andrea Lumplecker, Gundi Mayerhofer, Stefan Meyer, Michael Reindel, Dunia Sahir, Małgorzata Suś, Günther Vock & viele mehr

Mit Donna Haraway gesprochen sind wir „Humus, nicht Homo, nicht Anthropos; wir sind Kompost, nicht Posthuman.“ Die Compost Group der Klasse für Alle nimmt sich Kompost sowohl im organischen als auch im metaphorischen Sinne an. Kompostieren wird als Ritual des Sammelns, Erkennens und Umwandelns begriffen und zu einer Metapher für alle Lebensprozesse. Nährstoffkreisläufe zu sehen und zu erkennen und durch Kompostierungspraktiken wie Bewegen, Schreiben, (tiefes) Zuhören, Klangerzeugung und Pflege dem alltäglichen Abfall Bedeutung und Würde geben.

Wood on ground

compost care 2023 (c) Andrea Lumplecker

Common Ground Group

Universität für angewandte Kunst Wien, Klasse für Alle

Projektleitung: Common Ground Core Group: John Paul Ayodo, Ingrid Garschall, Marieluisa Lenglachner, Johanna Preissler, Carina Riedl, Paul Röttger, Elisabeth Smejkal, Dominika Svarc,Barbara Ziegelböck

Ein großer Teppich entsteht in der gemeinsamen Arbeit vieler Menschen. Jede Person hinterlässt einen geflochtenen Zopf, der Teil des Teppichs wird, und damit eine Spur darin. Im Rahmen der miteinander verbrachten Zeit öffnet sich Raum für Austausch und Gespräche. Die handwerkliche Technik ist einfach und kann sofort angewandt werden. Aussortiertes und Weggeworfenes verwandelt sich in ein Objekt, das allen Platz bietet, um in Dialog zu treten, zuzuhören und voneinander zu lernen.

Working on fabric

Common Ground (c) Barbara Ziegelböck

These Tires are Made for Walking

Universität für angewandte Kunst Wien, TransArts - Transdisziplinäre Kunst

Projektleitung: Markus Hiesleitner

Die Scheiben zerschlagen, die Reifen zerstochen: So wurden die zwei ausrangierten Autos auf dem Areal des Nordwestbahnhofs vorgefunden. Im Kontext der Klimabiennale bilden sie die Grundstruktur für die Gruppenpräsentation der TransArts Klasse der Angewandten.
Automobilität polarisiert und emotionalisiert wie kaum etwas anderes in der
Klimadebatte, die auch auf den Straßen, im Verkehr, also, direkt zwischen den Autos ausgetragen wird. Für die Student:innen dienen die Autowracks als Projektionsfläche für Gedanken über Mobilität, Anpassungsfähigkeit und geistige Flexibilität in Zeiten des Klimawandels.

Die Student:innen arbeiteten vor Ort, entwickelten neue Ansätze und adaptierten bereits vorhandene. In einem kollektiven Prozess setzten sie sich mit den Autowracks auseinander, die sie zu ihrem Ausstellungsdisplay transformierten. Mit these tires are made for walking hinterfragen die Student:Innen ein „städtisches Naturverständnis“ in einer technisierten und digitalisierten Umwelt. Installative Eingriffe verwandeln die zwei Autowracks in Träger für neue Arbeiten und Ideen. Die neun Positionen verteilen sich in, auf und um die Autos. Wetter, Flora und Fauna werden ebenso wie die akustischen und olfaktorischen Eindrücke einer Stadt erkundet.

Zwei Autos am Festivalareal

(c) Michael Robert Jimenez

(c) San Jang

San Jang

Titel: Vaut Le Voyage (Worth A Journey), Installation

Die Installation hinterfragt die eurozentristische, Kraftstoff-basierten Konzepte von Reisen, indem sie das symbiotische Verhältnis von Autofahren und kulinarischem Luxus betont. Ursprünglich angelegt, um den Verkauf von Reifen zu fördern, wird das drei Sterne-Konzept des Michelin-Guides mit "Une des meilleures cuisines, vaut le voyage" beschrieben (dt. „Herausragende Küche, eine besondere Reise wert“). Heutzutage ist der Abrieb von Reifen einer der Hauptverursacher der Verschmutzung mit Mikroplastik in den Ozeanen.


(c) Michael Robert Jimenez

Michael Robert Jimenez

Titel: dorthin 

Aus Holz gefertigte Eisenbahnschienen sind schräg in den Boden gepflanzt. Ausgerichtet auf den Himmel, den sie nie erreichen werden, kontrastieren sie mit ihrer verkümmerten Länge das Konzept des grenzenlosen Wachstumspotenzials: Geformtes, bearbeitetes Holz steht seinem lebenden Gegenstück gegenüber, während dessen Wachstum seinem geformten Tod gegenübersteht. Die Eisenbahnschienen als Symbol der schnellen sozioökonomischen Expansion und des Wachstums stehen in ihrer Endlichkeit dem sich langsam ausbreitenden und wachsenden lebenden Baum gegenüber.


Audioinstallation (c) Lea Liebl

Lea Liebl 

Titel: Dead Girls Walking, Audioinstallation Rein statistisch gesehen leben von den weltweit geschätzten 20 Billiarden Ameisen 2.944.523 auf dem Gelände des Nordwestbahnhofs – zumindest bis zur Realisierung des geplanten Bauprojektes. „Dead Girls Walking“ stellt die Frage, welche Push- oder Pull-Faktoren einen ausreichenden Anreiz zur (Um-)Lenkung von Bewegungsströmen bieten.


(c) Frederike Nikotina Gordillo

Frederike Nikotina Gordillo

Titel: Shelly

In einhundert Tagen wird der Körper allmählich von der Natur übernommen und unterläuft eine Metamorphose hin zu einer neuen Form von lebendigem Wesen.
Dem einst leblosen Objekt wird durch seine Umgebung Leben eingehaucht, während es den Prozess aus einer passiven Position beobachtet.


(c) Mariia Mihidieieva

Mariia Mihidieieva

Titel: Wunder Wald, Installation

Wie viele andere Städte ist auch Wien von Luftverschmutzung betroffen. Eine der Hauptursachen für die Luftverschmutzung sind Autos. Die Installation „Wunder Wald“ bildet einen Wald aus Duftbäumen. Es sind jedoch die, in den Bäumen enthaltenen verschiedenen Chemikalien und Duftstoffe, die in die Luft abgegeben werden und den Duft verbreiten.


(c) Kimiya Rastgou Moghadam

Kimiya Rastgou Moghadam

Titel: Momente der Verbindung

Stell dir vor, du sitzt unter einem Baum und spürst seine tiefgreifende Existenz, leise und stark. In „Moments of Connection“ teile ich Begegnungen, die ich hatte, während ich in der Natur war. Jede Pflanze, jedes Element scheint eine Geschichte zu erzählen zu haben. Du kannst das Buch lesen, aber die Pflanzen sind abwesend. Sie existieren nur als spürbare Abdrücke, als unvollständiger Schatten. Du lässt vielleicht deine Finger über die Seiten gleiten und suchst nach einer flüchtigen Spur, währenddessen verflüchtigst du dich womöglich. Die Essenz dieser Geschichten kann nicht festgehalten oder erhalten werden; sie lässt sich nur in den Tiefen des eigenen Seins spüren.



(c) Robin Lütolf

Robin Lütolf

Titel: Leaf in Time, Installation 

Phänomen der Zeit unter Kontrolle zu bekommen, ist der Menschheit wohl noch nicht gelungen. Und doch hat sie mit der Uhr ein Symbol für sie erfunden, welches uns im Alltag an die Kontrolle über die Zeit glauben lässt. „Leaf in Time“ behandelt die Gefahr von verinnerlicht Verhaltensmustern und deren Auswirkung auf die Natur.


Titel: Mehrparteienvogelhaus (c) Simon Reitmann

Simon Reitmann

Titel: Mehrparteienvogelhaus, Installation

Das „Mehrparteienvogelhaus“ präsentiert eine Verbindung von Kunst und Natur. Mit mehreren separaten Nistplätzen und Futterstellen bietet die Skulptur einen Lebensraum für verschiedene Vogelarten. Die Auswahl der Einfluglochgrößen ermöglicht eine gezielte Anziehung bestimmter Vögel, die sich im städtischen Raum wohlfühlen.


Titel: slow life, Sound-Installation (c) Schayan Kazemi

Schayan Kazemi

Titel: slow life, Sound-Installation

Lärm wird oft als unerwünschte Geräuschkulisse definiert, die belastend sein kann. Menschen nehmen vermehrt eine permanente Reizüberflutung wahr und reagieren empfindlicher auf Lärm. Die Installation „slow life“ untersucht die Möglichkeit, das Bewusstsein für die Entstehung und Auswirkung von Geräuschen auf uns und unsere Umwelt zu schärfen.


Schlafende Hunde

Universität für angewandte Kunst Wien, Ortsbezogene Kunst

Projektleitung: Paul Petritsch
Kurator*in: Marlies Pöschl

Was, wenn die sprichwörtlichen Hunde streiken würden, indem sie nicht mehr aus dem Schlaf erwachen? Die Arbeitskraft von nichtmenschlichen Tieren wird im gegenwärtigen Biokapitalismus auf vielfältige Weise verwertet, zumeist ohne dass diese als Arbeit verstanden würde. Dies betrifft nicht nur ihre tatsächliche produktive Kraft, sondern auch die reproduktiven Fähigkeiten von (weiblichen) Tieren: Tiere werden zu Fleisch, Milch wird zu Nahrung. Nichtmenschliche Tiere tragen außerdem vielfach zur Gestaltung von Umwelt bei, ohne dass dies als Arbeit wahrgenommen würde. Die durch Menschen errichtete kulturelle und materielle Logistik produziert und nutzt seit Jahrhunderten tierisches Leben als eine Form von Kapital.

Die in dieser Ausstellung präsentierten Arbeiten von Absolventinnen der Abteilung für Ortsbezogene Kunst (Universität für Angewandte Kunst) widmen sich dieser ungleichen Arbeitsteilung zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Tieren. Sie führt das Motiv des Schlafs als subversive Strategie ein. Schlaf kann vielfältige Ausprägungen haben: Ruhepause, Winterschlaf, Brutphase. Die hier gezeigten Arbeiten stellen so die Frage, inwieweit Tiere und Menschen sich durch bewusst gesetzte Pausen diesen Formen der Ausbeutung widersetzen können. Sie thematisieren aber auch, dass es zu spät sein könnte, um die Hunde zu wecken: dass das menschliche Vertrauen die regenerativen Prozesse der Natur in keinem Verhältnis zu den Konsequenzen der systematischen Zerstörung steht.

Hände unter Tuch

IMMANENCE: In Becoming, Installation, 2023 (c) Ivana Lazić

Ivana Lazić. IMMANENCE: In Becoming

IMMANENCE: In Becoming, Installation, 2023

Ivana Lazićs immersive Arbeit lädt die Besucher*innen dazu ein, sich im wörtlichen Sinne als Teil der Installation zu „be-greifen“. Die Künstlerin bedeckt den Boden mit großen Decken, die aus Wolle des Pramenka Schafs gefertigt sind. Sie vergleicht die Migrationsprozesse von menschlichen und nichtmenschlichen Tieren. Lazićs Arbeit beschäftig sich mit Verwandlungen: die Lebenszeit des Schafes, die in das Wachsen der Wolle geflossen ist, verwandelt sich in Wärme, die die Besucher*innen spüren, wenn sie sich in die Decken hüllen.

Myriad Tentacles Will be Needed (c) Ana Likar

Ana Likar. Myriad Tentacles Will be Needed (Again and Again)

Myriad Tentacles Will be Needed (Again and Again), Full HD-Video, Farbe, Stereo-Ton, 13 min, 2022

Ana Likars Video-Installation nimmt das Shoppingcenter „City“, in Ljubljana zum Ausgangspunkt. Tier-Präparate, die der Sammlung des Slowenischen Naturhistorischen Museums angehören, werden hier gelagert. In verlassenen Lagerräumen warten die Tiere darauf, dass sie an einen anderen, besseren Ort transferiert werden. Ausgehend von dieser geheimnisvollen Stadt in der Stadt entwickelt Likar eine ebenso scharfsinnige wie poetische Reflexion über die Durchdringung von urbanen und tierischen Körpern mit kapitalistischen Logiken.

Andar pisando en cascarones arenosos (c) Raphael Reichl

Raphael Reichl. Andar pisando en cascarones arenosos (Auf sandigen Eierschalen laufen)

Andar pisando en cascarones arenosos (Auf sandigen Eierschalen laufen), 2-Kanal-Installation, 220 x 125 x 50 cm, 23 min (Loop), Stereo-Ton, 2022, Austria/Mexico

Raphael Reichl portraitiert in seiner Installation zwei gegenläufige Dynamiken in der mexikanischen Hafenregion „Puerto Escondido“. Im Zentrum stehen Verstecke, Zufluchtsorte und Brutstätten, die durch den globalen Kapitalismus transformiert bzw. zerstört werden. Reichl zeigt Arbeitende, die unter prekären Bedingungen Hideaways für Urlauber*innen bauen. Und parallel dazu eine junge Frau, die mit bloßen Händen kleine Refugien für Schildkröten schafft: sie gräbt Sand-Nester, um die Schildkröten-Eier zu schützen.


Feldbrand 2021 (c) Claudia Lomoschitz

Ursula Gaisbauer in Zusammenarbeit mit Marie Janssen und Anna Brock, David Fedders, Marie Filippovits, Lena Heinschink, Laura Josic, Tutku Kocabas, Flores Paul, Yevhenia Pavlova, Michelle Schäfer, Anastasiia Verzun, Lin Wolf, Ida Zahradnik: Erdzeitalter

Erdzeitalter, Installation und Workshop, Keramiken, Ofen, Feuer, 2024

Die ortsbezogene Arbeit Erdzeitalter bildet das Entstehen und Sterben der Arten in Form von Keramiken nach, die in Zusammenarbeit mit Studierenden der Angewandten entstehen. In fünf offenen Workshops werden anschließend die Keramiken in einem von der Künstlerin Marie Janssen speziell dafür angefertigten Ofen gebrannt. Die Arbeit entwickelt sich über den gesamten Ausstellungszeitraum weiter. Erdzeitalter stellt das Vertrauen in die regenerativen Kräfte der Natur in Frage und setzt dem künstlerisch-rituelle Handlungen entgegen. Dieses Projekt findet im Außen- und Innenraum statt.

Thomas Supper. O.T. (thougths on a position II)

Thomas Supper. O.T. (thougths on a position II)

Universität für angewandte Kunst Wien, Transmediale Kunst

Das Anformulieren einer Struktur, die zwischen Materialität und Immaterialität; Schwere und Leichtigkeit; Innen und Außen; hin und her schaltet. Ein leeres Feld, das sich durch das Betrachten in den Mittelpunkt stellt. Reduzierbarkeit, auf ihr Wesen konzentriert und ausgearbeitet.

Festivalareal Nordwestbahnhof
im Biennale Festivalpass inkludiert
barrierefrei zugänglich

06.04. –
14.07.2024

Öffnungs­zeiten:

Mi – Fr: 12 – 20h
Sa – So: 10 – 18h

Abweichende Öffnungszeiten in der Eröffnungswoche (06.04. – 14. 04.):
täglich 10 – 20h

Adresse:

Festivalareal Nordwestbahnhof
Nordwestbahnstraße 16
1200 Wien

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